Studienfahrt des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld nach Burg-Gemünden beeindruckte die GästeEin Kleinod, das oft übersehen wird

Nach langer Corona-Pause konnte kürzlich wieder eine Studienfahrt des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld stattfinden, organisiert und geleitet von Matthias Nicolai. Ziel der Fahrt war Burg-Gemünden, eine kleine Ortschaft mit großer Geschichte, genauer gesagt, die Burganlage, die auf einer großen ebenen Fläche über der Ortschaft thront.

Die Teilnehmer wurden von Roland Wagner, dem Vorsitzenden der „Fördergemeinschaft 750 Jahre Burg-Gemünden e.V.“ begrüßt und gleich in die Burgkapelle geführt, die sich in der Vorburg befindet. Wie die Burg, die vor 750 Jahren, im Jahr 1274, zum ersten Mal erwähnt wurde, hat auch die Kirche eine lange Geschichte. Das jetzige Gebäude geht auf einen Neubau aus dem Jahr 1499 zurück, nach mehreren Umbauten erhielt die Kirche im Jahr 1749 ihre jetzige Form. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zu einer Simultankirche für die katholische Gemeinde, die aus Flüchtlingen bestand.

Besonders beeindruckt waren die Besucher von der künstlerischen Ausstattung der Kirche: So zieren mittelalterliche Fresken, die als Wandbehänge dargestellt sind, den Innenraum, ebenso ein Fresko eines Ritters, welches vermutlich St. Martin darstellt. Besondere Beachtung fand der Taufengel, der immer noch benutzt wird. Anschließend wurden die Besucher von Ekart Rittmannsperger, dem jetzigen Eigentümer der Burg begrüßt. Der „Burgherr“ gab einen kurzen Überblick über die Entstehung und Geschichte der Burganlage:

Die Burg wurde im 13. Jahrhundert von den Grafen von Ziegenhain erbaut, um die Furt durch die Ohm an der Straße von Grünberg über Burg-Gemünden nach Kirtorf und Treysa zu schützen. Es folgte eine Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau. Auch wechselte im Laufe der Jahrhunderte die Gerichtsbarkeit, die Burg war zeitweise im Besitz verschiedener Adelsfamilien wie den Riedesels, Waldvögeln und Dernbachs.Verschiedene bauliche Veränderungen blieben nicht aus: So wurde im Jahre 1556/57 eine Zehntscheune erbaut, die im Jahr 1756 unter Ludwig VIII im Barockstil umgebaut wurde. Burg und Scheune dienten verschiedenen Zwecken, etwa bis 1932/33 als Forstverwaltung. Zur Zeit des Nationalsozialismus war die Scheune durch den Freiwilligen Arbeitsdienst belegt und wurde später als Unterkunft für Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten genutzt.

Anschließend konnten die Teilnehmer der Studienfahrt das Herrenhaus besichtigen, welches die Schlossherren Rittmannsperger an diesem Tag geöffnet und für eine Kunstausstellung anlässlich des 750-jähriugen Jubiläums von Burg-Gemünden zur Verfügung gestellt hatten. Diese Ausstellung steht unter dem Motto „Kunst schafft Erinnerung – die schönsten Bilder von Burg-Gemünden“. Andrea Albert, Vorstandsmitglied der Fördergemeinschaft, begrüßte die Gruppe und erläuterte, wie die Motive zur Kunstausstellung ausgewählt wurden: bei einem Spaziergang durch Burg-Gemünden. Die von örtlichen Künstlerinnen und Künstlern geschaffenen Bilder wurden in diesem einmaligen Ambiente angemessen präsentiert.

Die einhellige Meinung der Besucher am Ende der Exkursion fasste eine Teilnehmerin folgendermaßen zusammen: „Burg-Gemünden und das Schlossareal sind ein wahres Kleinod. Viel zu schade, um einfach auf der Autobahn dran vorbeizurauschen!“

Text: Jutta Petri, Bild: Jochen Weppler